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Arabella

15, Weiblich

Horned Serpent Ilvermorny Beauxbatons 4. Klasse Austausch Halbblut O.K.

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Re: Weg zur Eulerei

von Arabella am 02.04.2023 21:21

"Gerne", erwiderte ich sofort pflichtbewusst und gleich viel sicherer, als Emma sich für das Taschentuch bedankte und ankündigte, es gereinigt zurückzugeben. "Keine Eile", fügte ich auf letzteres bezogen noch hinzu. Es war immerhin nur ein Taschentuch, ich besaß einige davon und in derartigen Situationen war es auf jeden Fall angebracht, großzügig zu sein. Um ehrlich zu sein war ich gerade in erster Linie erleichtert darüber, dass sich dieses Gespräch langsam aber sicher wieder in sicherere Fahrwasser begab.
Dementsprechend war ich auch deutlich weniger unsicher, als ich auf ihre Erklärung reagierte: "Gerne. Dein Verhalten war vollkommen nachvollziehbar." Man sah mir meine Erleichterung nicht direkt an, da ich mich um ein höflich-neutrales Auftreten bemüht war, konnte sie aber defintiv anhand dessen erahnen, dass mir das im Gegenzug zu eben nun wieder glückte. Zu der Äußerung über ihren Bruder nickte ich nur zustimmend. Nicht, weil mir sein Schicksal auf einmal völlig gleich gewesen wäre, sondern weil ich nicht wusste, was ich hätte sagen sollen, und es für vertretbar befand es bei der Geste zu belassen.
Als Emma dann bemerkte, es sei bestimmt unerwartet, sie so zu sehen, schoss es mir durch den Kopf, dass ich mich eventuell voreilig in Sicherheit gewiegt hatte. Dennoch schaffte ich es noch, meine Fassade aufrecht zu erhalten und nach kurzem Überlegen zu entgegnen: "Es gibt Situationen, die wohl jeden Menschen aus der Fassung bringen würden." Das war nun tatsächlich ein bisschen auswendiggelernt, ähnliche Statements fanden sich in vielen Büchern, die ich gelesen hatte. Ich war nie sicher, ob ich glauben sollte, was ich gerade gesagt hatte, doch gerade erschien es mir zunehmend wahrscheinlich. Denn ich glaubte Emma, dass sie sich sonst anders verhielt. Mit Sicherheit nicht immer so wie ich es für richtig befinden würde, aber doch oft genug.
Tatsächlich teilte ich auch ihre Wahrnehmung des sich langsam aufbauenden Vertrauens zwischen uns. Nicht, dass ich mir diese Situation gewünscht hätte, aber ich hatte nun Emmas verletzliche Seite gesehen und wusste etwas über sie, von dem sie wahrscheinlich nicht wollte, dass es publik wurde. Das gab mir einen Hauch Sicherheit, dass auch sie vertraulich damit umgehen würde, würde sie mich einmal in einem ähnlichen Zustand vorfinden. Ich brauchte diese Absicherung, um tatsächlich freundschaftliche Gefühle zuzulassen, auch wenn mir noch nicht bewusst war, dass ich das gerade tat.

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Re: Weg zur Eulerei

von Arabella am 19.03.2023 15:51

Hätte Emma den Gedanken, meine Äußerungen klängen wie auswendig gelernt laut ausgesprochen, hätte mich das vermutlich mehr verletzt als ich hätte zugeben wollen. Ich nahm es selbst nicht so wahr, wusste allerdings (und das hatte ich immer für ein Kompliment gehalten), dass viele Menschen erstaunt waren, aus dem Mund einer Dreizehnjährigen derart ausgefeilte Kurzvorträge zu hören. Falls die Menschen das zum Ausdruck brachten, teilte ich immer möglichst charmant mit, dass ich mich eben regelmäßig informierte und ausführlich darüber nachdachte, wie ich diese Informationen für mich zusammenbringen sollte. Was vollkommen der Wahrheit entsprach, weshalb es mich gekränkt hätte, hätte jemand angedeutet, jemand flüstere mir meine Worte nur ein. Meine Fähigkeit, auch kompliziertere Dinge in Worte zu fassen, war einer der wenigen Aspekte an mir, auf die meine Mutter wirklich stolz war und das genoss ich durchaus, auch wenn ich das sogar vor mir selbst nicht gerne zugab.

Da Emma allerdings nichts in diese Richtung sagte, konnte ich mich voll und ganz auf den Inhalt der Worte zu ihrem Bruder konzentrieren. Und der war auf jeden Fall besorgniserregend. Als sie erzählte, er liege im Krankenhaus, war ich gleichermaßen erschrocken und wütend, dass nur 10 Jahre nach dem letzten ideologisch motivierten Krieg (ja, ich war damals deutlich zu jung gewesen, um mich daran zu erinnern, aber ich hatte viel darüber gelesen) derartige Dinge geschahen. Ich empfand weniger Mitgefühl für den mir unbekannten Bruder (wer weiß, wie der in diese Situation geraten war) als vielmehr für Emma. Ich hatte zwar keine Geschwister, aber sollte ich derartige Nachrichten über meine Mutter erhalten... nicht auszudenken.
Obwohl ich also ehrliches Mitgefühl empfand, hatte ich keine Ahnung, was ich sagen sollte und blieb deshalb bei: "Das... tut mir wirklich sehr leid." Es war mir bewusst, dass ich mich damit wiederholte und ich verfluchte mich dafür. Eigentlich sollte Emma doch diejenige sein, die sich in dieser Situation unwohl fühlte. Aber ich traute mich nicht, irgendetwas anderes zu sagen, um sie nicht zusätzlich zu verletzen. Aber ich konnte auch nicht wie eine unempathische Steinsäule vor ihr stehen, also... Schließlich entschied ich mich für: "Ich hoffe, es geht ihm bald wieder besser." Das entsprach immerhin der Wahrheit und ich hoffte, dass man mir das auch anhörte. Immerhin konnte ich noch auf ihre Frage antworten mit einem unsicheren "Das.. ist wirklich kein Problem." Es mochte etwas förmlich klingen, aber ich wusste nicht wirklich, wie man es in einer derartigen Situation besser formulieren konnte. Es war das erste Mal, dass jemand mir derart Privates von sich erzählte.
"Willst du... ähm... willst du vielleicht ein Taschentuch?", fragte ich, immer noch stark verunsichert, in dem Versuch, irgendetwas Hilfreiches anzubieten und zog gleichzeitig eines aus meiner Umhangtasche. Immerhin hatte Emma gerade geweint und klang, als sei ihre Nase noch immer etwas verstopft davon, da kam es mir relativ sicher vor, ein Taschentuch anzubieten.

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Re: Große Halle [Willkommensfeier]

von Arabella am 19.03.2023 14:43

Sein verunsicherter Blick, als mein Tonfall kurz etwas kühler wurde, berührte mich nicht sonderlich. Allein die Tatsache, dass er es für möglich hielt, mich 'verarscht und sich nie wieder gemeldet' zu haben, machte ihn unsympathisch. So ging man nicht mit seinen Mitmenschen um, egal in welchem Alter. Wäre es allein um eine romantische Liaison gegangen, wäre das zwar trotzdem fragwürdig, aber gut - ich gehörte tatsächlich eher zu jenen Dreizehnjährigen, die auch mal für zierliche Fünfzehnjährige gehalten werden konnten als denen, die noch regelmäßig mit Elfjährigen verwechselt wurden.
Koljas Anmerkung, er 'schlafe oder trinke' meistens auf den Veranstaltungen der Internationalen Magischen Vereinigung erklärte nicht nur, warum ich ihn jahrelang nicht mehr im offiziellen Bereich angetroffen hatte, sie bestärkte auch meinen Eindruck, dass er sein Leben eindeutig nicht ernst genug nahm. Ich verstand ja zu einem gewissen Grad, wenn jemand sich in diesen Kreisen nicht wohlfühlte und später lieber einen praktischeren Beruf ergreifen wollte, doch einen gewissen Respekt sollte doch jeder zeigen vor der wichtigsten internationalen diplomatischen Organisation in der magischen Welt. Das wäre eher gegeben, würde er gar nicht mehr zu den Dinners erscheinen. Wobei meine eigene Mutter das bei mir wohl auch nicht zulassen würde. Trotzdem, es war wohl nicht zu viel verlangt, sich einen Abend lang zusammenzureißen.
Trotz vorangegangener Überlegungen blieben mein Tonfall und Gesichtsausdruck dieses Mal ganz und gar höflich. Man sollte seine Feinde genau wie seine Freunde mit Bedacht wählen und Kolja Ivankov war es eindeutig nicht würdig. Aktuell schätzte ich ihn nicht als ernsthaft gefährlich ein und das war gut so.
"Genau", antwortete ich also höflich, nachdem ich einen Bissen Ofenkartoffel mit etwas Sour Cream zu mir genommen hatte, während Kolja sprach. "Ich finde, Ilvermorny hat durchaus seine Vorzüge", fuhr ich auf seine Frage, ob es mir gefiel, fort. "Die Bibliothek zum Beispiel ist sehr gut ausgestattet, besonders der Archivteil. Weiterhin empfinde ich Magisches Recht als sehr interessantes Fach. Und wie gefällt es dir?"
Ich war froh, dass wir uns endlich auf einigermaßen sicherem Boden befanden - immerhin hatte Kolja das Feingefühl besessen, eine unkomplizierte Smalltalkfrage zu stellen - und konnte nicht umhin, hinter meiner Fassade etwas neidisch zu werden, als ich sah, wie er völlig unbedarft einen großen Schluck Kirschsaft nahm, während ich an meinem Wasser nippte.

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Re: Große Halle [Willkommensfeier]

von Arabella am 11.03.2023 15:13

Es war zugegeben unerwartet, dass Kolja Französisch sprach, selbst wenn er mittendrin verunsichert abbrach. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er mich absichtlich gesiezt hatte ('vous'), entschied mich aber, ihm den benefit of the doubt zuzugestehen und höflich lächelnd - es war schließlich angebracht, auf irgendeine Weise die Bemühungen des Gesprächpartners anzuerkennen, sich in meiner Muttersprache mit mir zu unterhalten - zu antworten: "Tu peux me tutoyer." Immerhin waren wir beide Schüler, in diesem Kontext war es nun wirklich angemessen, sich gegenseitig zu dutzen, wehsalb ich mich auch nicht länger mit dem Sie aufhielt.
So unerwartet sein plötzlicher Ausbruch an Bildung auch war, so sehr entsprach seine Reaktion auf meine 'Enthüllung' meiner ersten Einschätzung Koljas Person. Obwohl es mich allerdings wenig überraschte, dass er peinlicherweise keine Ahnung von den Kreisen zu haben schien, in denen sein Vater sich bewegte, entglitt mir beinahe (aber auch nur beinahe) mein höflicher Gesichtsausdruck, als er andeutete, wir hätten in irgendeiner Hinsicht romantisch miteinander verkehrt. Ich konnte mich leider nicht erinnern, wie alt er genau war (ich war 8 oder 9 Jahre alt gewesen, als wir einander vorgestellt worden waren), doch mit Sicherheit mindestens 17, womit 4 oder mehr Jahre zwischen uns lagen - eine lange Zeit in unserem Alter. Zwar hielt ich mich für sehr erwachsen und traurigerweise rationaler als die meisten Sechstklässler, aber über romantische Beziehungen in meinem Leben hatte ich bisher tatsächlich wenig nachgedacht, obwohl einige meiner Klassenkameradinnen kein anderes Thema zu kennen schienen. Aber die waren ja auch im Schnitt ein Jahr älter als ich und... generell anders, redete ich mir ein.
Ich schob den unangenehmen Gedanken an eine derart enge zwischenmenschliche Beziehung beiseite und antwortete: "Nein. Meine Mutter vertritt Belgien im internationalen magischen Rat, sie arbeitet also eng mit deinem Vater zusammen. Durch die alphabetische Nähe von Bulgarien und Belgien saßen unsere Familien einige Male nebeneinander bei den jährlichen Dinners." Dabei hatte ich den höflichen Tonfall nicht abgelegt, mein 'Nein' jedoch hatte tatsächlich einen leicht kühlen Unterton.

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Re: Große Halle [Willkommensfeier]

von Arabella am 10.03.2023 20:25

Nach der höflichen Begrüßung schien der Junge neben mir mich überhaupt nicht mehr registrieren, was ich zugegebenermaßen ziemlich unverschämt fand. Immerhin hatte er mich angesprochen und nicht umgekehrt. Es ging mir dabei weder um verletzten Stolz (derartige Rüppel brauchte ich nicht in meinem Leben und ich war bei Gleichaltrigen sowieso zu 99% froh, wenn sie mich zu einem gewissen Grad einfach übersahen) noch darum, keinen Smalltalkpartner zu haben (mit allergrößter Wahrscheinlichkeit hätte dieser Smalltalk mich kein bisschen weitergebracht). Nein, es war eher der immer wieder aufschwelende Ärger über andere Teenager, deren Benehmen und oft auch Denken mir größte Rätsel aufgaben und das nicht im positiven Sinne.

Wenigstens gab mir sein Verschwinden wenige Minuten später die Möglichkeit, das kleine Häufchen Salat auf meinem Teller durch eine Ofenkartoffel und eine Art Joghurtdip zu ergänzen. Es waren mit Sicherheit zwei der langweiligeren Komponenten des Buffets und ich fühlte mich defintiv mehr zu den Tacos, den Pizzabrötchen und den Nudeln in Sahnesoße hingezogen, aber ich wusste genau, dass ich, einmal angefangen, nicht mehr damit würde aufhören können. Und eine öffentliche Blamage durch Gefräßigkeit war wirklich das Letzte, was ich an einem meiner ersten Abende in Ilvermorny brauchen konnte. Außerdem stellte sich der 'Joghurtdip' als sehr cremig und damit vermutlich extrem reichhaltig aus - vielleicht die berühmte Sour Cream?

Kaum hatte ich den ersten Bissen im Mund wurde ich schon wieder angesprochen, von einem anderen Jungen (oder war es schon ein junger Mann?), der offensichtlich meinen letzten Satz mitgehört hatte. Dieses Exemplar hatte sich im Vergleich zum letzten nicht einmal mit der Garderobe Mühe gegeben, er trug doch tatsächlich Jeans. Innerlich seufzend, mir äußerlich aber absolut nichts anmerken lassend (jahrejanges Training zahlte sich aus) antwortete ich höflich: "Ich komme aus Beauxbatons." Der einzige Anhaltspunkt, der in meinem akzentfreien Englisch momentan darauf schließen ließ, war wohl, dass ich den Namen meiner Schule korrekt aussprach, nicht wie einige Schüler der anderen Schulen. Ich musste allerdings zugeben, dass sein Englisch bis auf einen leichten Akzent ebenfalls sehr gut war... was ich als Anlass nahm ihn näher zu betrachten, woraufhin es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Er hatte seinen Vater zwar länger nicht mehr zu den Dinners der Internationalen Magischen Vereinigung begleitet, wenn ich mich recht erinnerte, doch ich vor Jahren hatte ihn durchaus ein- oder zweimal zu Gesicht bekommen.

"Ich glaube, wir kennen uns bereits", offenbarte ich ihm also höflich. Bereits die Tatsache, dass er mich nicht erkannt hatte, sprach nicht gerade für sein Verantwortungsbewusstsein, doch es verstand sich von selbst, sich in Gegenwart anderer Botschafterkinder absolut tadellos zu verhalten. "Mein Name ist Arabella Pelletier", erinnerte ich ihn folglich. Ich wartete interessiert, ob er als Sohn des bulgarischen Botschafters wenigstens den Nachnamen der belgischen Botschafterin, meiner Mutter, erkannte.

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.03.2023 20:25.

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Re: Weg zur Eulerei

von Arabella am 09.03.2023 19:46

Ich war froh, dass Emma meine Beileidsbekundung gut aufzunehmen schien. Außerdem schien sie ihre Außenwelt wieder wahrzunehmen, denn offensichtlich blickte sie zum Schulgebäude um zu sehen, dass niemand in sichtbarer Nähe war. Ich nutzte die Gelegenheit, um kurz hinterherzugucken. Das Ergebnis erleichterte wahrscheinlich uns beide. Dementsprechend konnte ich auch darüber hinwegsehen, dass Emma immer noch auf dem Boden saß. Auf meinen persönlichen Handlungen beruhend hätte ich erwartet, dass sie langsam aufstand und es machte mich etwas nervös, dass wir uns noch immer so auf dem Präsentierteller befanden. Dennoch sorgte ich dafür, dass mein Gesichtsausdruck dies nicht widerspiegelte. Erstens waren wir immerhin vom Schulgebäude aus nicht sichtbar und zweitens befand sich Emma nach wie vor in einer schwierigen Lage.
In dieser Einschätzung fühlte ich mich bestätigt, als Emma mich zu einem Thema befragte, das scheinbar überhaupt nichts mit der Lage zu tun hatte. Die Frage war jedoch, ob sie sich damit tatsächlich nur ablenken wollte oder ob 'scheinbar' hier der Schlüssel war. Ich hatte genug Bücher gelesen, um zu wissen, dass Menschen manchmal etwas ausholten, um zum eigentlichen Thema zu kommen. Außerdem war das manchmal diplomatisch tatsächlich sinnvoller.
"Ich bin der Meinung, dass es auf beiden Seiten schlimme Verfehlungen gab", begann ich also, ehrlich auf Emmas Frage zu antworten. Was derartige Themen anging, war ich immer geradeheraus, vor allem, wenn meine Meinung wie in diesem Fall mit der Allgemeinheit übereinstimmte. (Ich hielt meine Meinungen immer für vernünftig, lediglich die Allgemeinheit ließ sich manchmal durch emotionale Befindlichkeiten von der Rationalität abbringen.) "Einerseits sehe ich eine klare rassistische Einfärbung in den Gesetzvorschlägen der Anti-No-Maj-Bewegung. Einige Vertreter forden ja sogar, No-Majstämmige nicht mehr über ihre magischen Fähigkeiten aufzuklären oder sie aus ihren Familien zu nehmen, sobald diese zu Tage treten. Das halte ich für grausam und je nach vorgeschlagener Ausführung überhaupt nicht durchführbar, ebenso den Vorschlag, romantische Beziehungen zwischen Magischen und Nichtmagischen sowie Mischehen zu verbieten." Diesen Punkt nannte ich absichtlich zum Schluss, war er doch nur das Aushängeschild der Bewegung, worüber alle redeten, obwohl deren Forderungen in Wahrheit viel umfangreicher waren. Ich wollte, dass Emma wusste, dass ich das wusste. "Andererseits sind Attentate auf die Vertreter der Bewegung selbstverständlich unverhältnismäßig und auch nicht unbedingt zielführend, wenn man sich deren Heterogenität vor Augen führt. Weiterhin können derartige Gewaltakte natürlich dazu führen, dass die Anti-No-Maj-Bewegung im Vergleich gemäßigt erscheint, was zumindest auf große Teile davon nicht zutrifft", fuhr ich fort und gelangte dann zu meinem Fazit: "Insgesamt also zwei extreme Gruppen, deren beider Wirken gefährliche Auswirkungen haben könnte."

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Re: Weg zur Eulerei

von Arabella am 05.03.2023 20:12

Dass es Emma körperlich gut ging hatte ich bereits erwartet, seitdem sie gsich ganz normal bewegt und außerdem mit mir gesprochen hatte, insofern löste ihr Statement keine Welle der Erleichterung in mir aus. Dennoch war es gut, eine Bestätigung zu erhalten. Es war mir auch egal, dass ihr die Wimperntusche über die Wangen lief. Obwohl ich mich selbst stets bemühte präsentabel auszusehen und auch bei anderen in repräsentativen Situationen darauf achtete, fand ich die Fixierung unserer Gesellschaft auf das Äußere im Grunde genommen lächerlich.
Ich war also froh, dass ihr Make-Up das einzige an Emma war, das Schaden genommen hatte, fragte mich aber, warum sie noch immer auf dem Boden saß. Als sie meinte, sie habe schlechte Nachrichten von zu Hause erhalten, nahm ich zum ersten Mal die Papierschnipsel war, die auf dem Boden lagen. Einen solchen Ausbruch konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, aber er sprach dafür, dass es wirklich schlechte Nachrichten gewesen waren. Unverhofft spürte ich echtes Mitgefühl für Emma aufkommen. Hoffentlich war niemand gestorben oder so. "Das tut mir leid", sagte ich betreten. Wenigstens eine Antwort, die auf jeden Fall angebracht und auch ernst gemeint war. Ich wusste es jedenfalls besser als zu fragen, was genau passiert war, angesichts von Emmas Reaktion auf meine bloße Anwesenheit.

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Re: Weg zur Eulerei

von Arabella am 05.03.2023 17:40

Ich war gleichsam erleichtert und völlig überfordert, als ich die Tränen auf Emmas Gesicht sah. Erleichtert, weil damit die Wahrscheinlichkeit sank, dass sie verletzt war oder Ähnliches. Überfordert, weil ich nun zugegebenermaßen keine Ahnung hatte, was ich tun sollte. In so einer Situation hatte ich bisher noch nie gesteckt, es sei denn, ich war es, die weinte. Allerdings lag das letzte Mal, dass mir das passiert war, einige Jahre zurück. Meine Mutter hatte mehr als deutlich gemacht, dass sie ein solches Verhalten nicht wünschte. Andererseits sah Emma nicht so aus als hätte sie die Tränen lange zurückhalten können. Ich hatte ein- oder zweimal mitbekommen, dass Klassenkameradinnen geweint hatten, um Mitgefühl zu bekommen (zumindest war das meine Schlussfolgerung gewesen, von der ich erwartete, dass sie stimmte) und die hatten anders ausgesehen. Außerdem schien mir Emma, um es milde auszudrücken, nicht gerade begeistert davon aus, dass ich sie in diesem Zustand angetroffen hatte. Mist, ich hätte wirklich einfach gehen sollen, schoss es mir durch den Kopf. Wenn ich genauer darüber nachdachte hätte ich in Emmas Situation gehofft, dass wer auch immer mich sah sich umdrehte und ging und möglichst niemals ein Wort darüber verlor. Aber man wusste ja nie, was man von sich auf andere übertragen konnte und bisher hatte ich da bei anderen im Schulalter eher das Gegenteil beobachtet... vielleicht war mir Emma doch ähnlicher als ich gedacht hatte.
Doch egal was ich hätte tun sollen, jetzt musste ich auf jeden Fall irgendetwas passendes sagen. Am liebsten hätte ich einfach angeboten, sofort wieder zu gehen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass das nun, wo wir uns bereits in einer Art Gesprächssituation befanden, in die Kategorie 'unhöflich' fiele. Ich spürte, wie meine Schweißdrüsen aktiv wurden, als ich unsicher sagte: "Ich... ich wollte nur sichergehen, dass alles in Ordnung ist...?" Es war halb eine Aussage, halb eine Frage. Wobei offensichtlich nicht alles in Ordnung war. "Körperlich, meine ich", spezifizierte ich deshalb rasch, in der Hoffnung, Emma würde es nicht allzu schlecht aufnehmen. Ich brauchte sie immerhin.

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Re: Weg zur Eulerei

von Arabella am 01.03.2023 21:57

Nur noch einen Erker des Schulgebäudes von der Eulerei entfernt, nach dessen Passage ich diese vor mir sehen können würde, hörte ich auf einmal ein lautes Scheppern und zuckte instinktiv zusammen. Was zur Hölle war das denn?!, dachte ich aufgebracht, während ich mich hektisch nach der Quelle des Lärmes umsah - oder nach jemandem, der mich in meiner Schreckhaftigkeit beobachtet haben könnte. Beides war (zum Glück? bei der Lärmquelle war ich mir nicht ganz sicher) nicht in Sicht, doch als ich mich darauf besann mich einen Moment zurückzuerinnern kam ich zu dem Schluss, dass das Geräusch wohl aus der Richtung der Eulerei gekommen war. Verflixt.
Für einen Moment war ich hin- und hergerissen. Sollte ich meine Richtung beibehalten oder mich besser davonmachen, um später wiederzukommen, wenn hoffentlich wieder alles in Ordnung war? Eigentlich hatte ich gerade nicht das geringste Verlangen danach, in irgendein Drama hineingezogen zu werden. Andererseits, was, wenn wirklich etwas passiert war? Das Knallen war durchaus laut gewesen und sollte es sich hier um einen Schlamassel handeln, der sich nicht von selbst auflösen würde, dann wäre es unverantwortlich von mir, nicht nachzusehen. Bevor ich eine endgültige Entscheidung treffen konnte, hörte ich auf einmal einen Schrei. Das war's. Im Rekordtempo schritt ich um den Erker herum, sah mich rasch um und blieb so schnell wieder stehen, dass ich vor lauter Schwung fast selbst umgekippt wäre. Verdammter Mist, hätte ich nur auf meinen ersten Impuls gehört und mich aus dem Staub gemacht.
Einige Meter entfernt von mir an der Hauswand befand sich ein Bündel aus himmelblau und cranberryrot, kein Stück Gesicht zu sehen, aber deutlich sichtbar und schwer atmend. Eine Mitschülerin oder ein Mitschüler also, das erkannte ich auf den ersten Blick. Das größere Problem war allerdings, was ich auf den zweiten Blick zu erkennen glaubte: einige wohlbekannte, allerdings ungewohnt wirre, lange blonde Haarsträhnen, die zwischen dem Stoff des Umhanges hervorblitzten. Falls ich richtig lag, waren somit alle meine Chancen dahin, möglichst unbemerkt zu verschwinden, nach meiner sicherlich geräuschvollen Vollbremsung konnte ich mir das bei dieser Person auf keinen Fall leisten. Außerdem musste ich sicher gehen, dass sie nicht verletzt war, schließlich hatte sie (vor Schmerz?) geschrien.
Nicht ganz darüber im Klaren, was genau ich nun aber tun sollte, trat ich bis auf circa zwei Meter an das "Bündel" heran und fragte unsicher, aber deutlich vernehmlich: "Emma...?"

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Re: Profilbilder bewerten

von Arabella am 28.02.2023 23:35

9/10 :) Irgendetwas fehlt mir für die volle Punktzahl, aber ich mag es - die Perspektive ist mal was anderes c:

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