Weg zur Eulerei

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Finnley
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17, Männlich

Thunderbird Ilvermorny 5. Klasse Halbblut O.K.

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Weg zur Eulerei

von Finnley am 28.02.2023 22:44

Ein Kiesweg, der vom Schultor zur Eulerei führt.

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Arabella

15, Weiblich

Horned Serpent Ilvermorny Beauxbatons 4. Klasse Austausch Halbblut O.K.

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Re: Weg zur Eulerei

von Arabella am 28.02.2023 23:30

Einige Tage nachdem ich den Brief bezüglich der Einführung von Heilkunst als Schulfach in Ilvermorny nach Beauxbatons geschickt hatte, machte ich mich auf den Weg zur Eulerei, um zu sehen, ob Nuntia mittlerweile mit einer Antwort zurückgekehrt war. Beim Frühstück war sie noch nicht zu mir gekommen, doch das musste nichts heißen. Die wohl von Hogwarts übernommene Tradition, die Eulen jeden Morgen durch den Speisesaal fliegen zu lassen um die Post zu bringen, existierte in Beauxbatons nicht und ich fand sie um ehrlich zu sein ziemlich unhygienisch. Weiterhin konnte es durchaus sein, dass meine Eule erst im Laufe des Tages zurückgekommen war, immerhin war der Weg von Frankreich nach Ilvermorny ziemlich lang und musste für die Tiere auch anstrengend sein. Nicht, dass ich zu den Menschen gehörte, die ihre Eulen wie ein Familienmitglied behandelten, aber ein respektvoller Umgang versprach sich von selbst. Zudem war völlig übermüdeten Eulen wichtige Briefe anzuvertrauen mit Sicherheit nicht die beste Idee.
Nach dem Unterricht hatte ich also meine Schulsachen in den Schlafsaal gebracht und hatte den weiten Weg vom Erdgeschoss in die oberen Sockwerke promt noch einmal umgekehrt auf mich genommen, weshalb ich leicht verschwitzt war, als ich durch das Eingangstor in die Kälte trat. All die Treppen sind wirklich ein Nachteil dieses Schulgebäudes, dachte ich, während ich den Kiesweg entlang in Richtung Eulerei lief.

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Emma

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Re: Weg zur Eulerei

von Emma am 01.03.2023 16:59

Am Morgen hatte die Familieneule eine Nachricht an Emma überbracht. Doch mehr als dass sie im Laufe des Tages weiteres erfahren würde, hatte nicht drin gestanden. Das ließ zwei Möglichkeiten offen. Man wollte, was auch immer es war, die Neuigkeit nicht zum Frühstück eintreffen lassen, was sehr psausibel war, sollte es sich um eine heikle Angelegenheit handeln. Man könnte schließlich nie wissen, wer einem über die Schulter schaute. Gleichzeitig sollte Em bereits erfahren, dass es passiert war, sodass sie sich vorbereiten konnte. ja, dieses vorgehen schrie geradezu nach ihrem vater und wäre total seins. Jedoch wäre dann mit dem Schlimmsten zu rechnen. Daher hoffte Emma auf Variante zwei: es gab einfach noch keine genaueren Infos oder die Zeit war zu knapp, um detaillierte zu werden. Natürlich war sie also den ganzen Tag neben der Spur gewesen und hatte sich nicht wirklich auf den Unterricht konzentrieren können. Daran hatte Zuhause wohl keiner gedacht, dass sie die Unwissenheit mehr fertig machen würde, als wenn jemand etwas gesehen hätte. Irgendwie hatte Em eine Standpauke von Vater erwartet, auch wenn sie nicht wusste, wieso. Insofern fiel ihr Gesicht und jegliche Selbstbeherrschung in sich zusammen, als sie nun in der Eulerei gestanden hatte und den Brief las. In ihrem Kopf war es wie, als würde eine Glasscheibe klirrend in sich zusammenfallen. Äußerlich schnappte sie nach Luft, während sie sich fühlte, als würde sie ersticken. Emma zerroß den brief und rannte aus der Eulerei, wobei sie die Tüt scheppernd ins Schloss warf. Draußen drehte sie sich, wie verirrt, ein paar Mal ums sich selbst, bevor sie an der Hauswand hintersank. Sie vergrub ihren Kopf zwischen den Knien, schlug die Hände darüber zusammen und gab einen erstickenden verzweifelten Schrei von sich.

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Arabella

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Re: Weg zur Eulerei

von Arabella am 01.03.2023 21:57

Nur noch einen Erker des Schulgebäudes von der Eulerei entfernt, nach dessen Passage ich diese vor mir sehen können würde, hörte ich auf einmal ein lautes Scheppern und zuckte instinktiv zusammen. Was zur Hölle war das denn?!, dachte ich aufgebracht, während ich mich hektisch nach der Quelle des Lärmes umsah - oder nach jemandem, der mich in meiner Schreckhaftigkeit beobachtet haben könnte. Beides war (zum Glück? bei der Lärmquelle war ich mir nicht ganz sicher) nicht in Sicht, doch als ich mich darauf besann mich einen Moment zurückzuerinnern kam ich zu dem Schluss, dass das Geräusch wohl aus der Richtung der Eulerei gekommen war. Verflixt.
Für einen Moment war ich hin- und hergerissen. Sollte ich meine Richtung beibehalten oder mich besser davonmachen, um später wiederzukommen, wenn hoffentlich wieder alles in Ordnung war? Eigentlich hatte ich gerade nicht das geringste Verlangen danach, in irgendein Drama hineingezogen zu werden. Andererseits, was, wenn wirklich etwas passiert war? Das Knallen war durchaus laut gewesen und sollte es sich hier um einen Schlamassel handeln, der sich nicht von selbst auflösen würde, dann wäre es unverantwortlich von mir, nicht nachzusehen. Bevor ich eine endgültige Entscheidung treffen konnte, hörte ich auf einmal einen Schrei. Das war's. Im Rekordtempo schritt ich um den Erker herum, sah mich rasch um und blieb so schnell wieder stehen, dass ich vor lauter Schwung fast selbst umgekippt wäre. Verdammter Mist, hätte ich nur auf meinen ersten Impuls gehört und mich aus dem Staub gemacht.
Einige Meter entfernt von mir an der Hauswand befand sich ein Bündel aus himmelblau und cranberryrot, kein Stück Gesicht zu sehen, aber deutlich sichtbar und schwer atmend. Eine Mitschülerin oder ein Mitschüler also, das erkannte ich auf den ersten Blick. Das größere Problem war allerdings, was ich auf den zweiten Blick zu erkennen glaubte: einige wohlbekannte, allerdings ungewohnt wirre, lange blonde Haarsträhnen, die zwischen dem Stoff des Umhanges hervorblitzten. Falls ich richtig lag, waren somit alle meine Chancen dahin, möglichst unbemerkt zu verschwinden, nach meiner sicherlich geräuschvollen Vollbremsung konnte ich mir das bei dieser Person auf keinen Fall leisten. Außerdem musste ich sicher gehen, dass sie nicht verletzt war, schließlich hatte sie (vor Schmerz?) geschrien.
Nicht ganz darüber im Klaren, was genau ich nun aber tun sollte, trat ich bis auf circa zwei Meter an das "Bündel" heran und fragte unsicher, aber deutlich vernehmlich: "Emma...?"

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Emma

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Re: Weg zur Eulerei

von Emma am 05.03.2023 09:11

Das Mädchen war so in ihren Gedanken und ihrem Schmerz versunken, dass sie gar nicht bemerkte, dass sich jemand ihr näherte und erst viel später realisierte, dass sie angesprochen worden war. Eigentlich wollte Emma nicht aufsehen, niemand sollte sie so sehen, wo er sie doch unweigerlich bereits gehört haben musste. das würde ihrem Ruf gar nicht gut tun. Doch nach etwas überlegen, erkannte sie die Stimme, auch wenn sie nicht ganz bei sich war. Mit Tränen überströmten Gesicht wandte sie sich Arabella zu. "Ja!?" Antwortete sie und gab sich alle Mühe, beherrscht zu klingen, was natürlich nicht wirklich gelang, da sie noch am Schluchzen war. Es war einerseits eine Antwort, bestätigend, dass sie es war. Andererweits eine Frage, was das Mädchen von ihr wollte. Wenn sie jetzt mit einer Antwort von ihrer Schule kommen würde, wäre das mehr als der unpassendste Zeitpunkt und Emma würde sie definitiv zum Teufel jagen, wenn sie es wagte, jetzt damit anzukommen. Aber Em sah keinen Brief in ihrer Hand, also schien das auszuscheiden. "Was ist." Setzte sie also nocheinmal mit zitternder Stimme nach, versucht bestimmt und abweisend zu klingen. Sie hatte nun schon genügend Probleme und wollte sich keine Gedanken machen, was eine Austauschschülerin von ihr denken oder halten würde.

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Arabella

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Re: Weg zur Eulerei

von Arabella am 05.03.2023 17:40

Ich war gleichsam erleichtert und völlig überfordert, als ich die Tränen auf Emmas Gesicht sah. Erleichtert, weil damit die Wahrscheinlichkeit sank, dass sie verletzt war oder Ähnliches. Überfordert, weil ich nun zugegebenermaßen keine Ahnung hatte, was ich tun sollte. In so einer Situation hatte ich bisher noch nie gesteckt, es sei denn, ich war es, die weinte. Allerdings lag das letzte Mal, dass mir das passiert war, einige Jahre zurück. Meine Mutter hatte mehr als deutlich gemacht, dass sie ein solches Verhalten nicht wünschte. Andererseits sah Emma nicht so aus als hätte sie die Tränen lange zurückhalten können. Ich hatte ein- oder zweimal mitbekommen, dass Klassenkameradinnen geweint hatten, um Mitgefühl zu bekommen (zumindest war das meine Schlussfolgerung gewesen, von der ich erwartete, dass sie stimmte) und die hatten anders ausgesehen. Außerdem schien mir Emma, um es milde auszudrücken, nicht gerade begeistert davon aus, dass ich sie in diesem Zustand angetroffen hatte. Mist, ich hätte wirklich einfach gehen sollen, schoss es mir durch den Kopf. Wenn ich genauer darüber nachdachte hätte ich in Emmas Situation gehofft, dass wer auch immer mich sah sich umdrehte und ging und möglichst niemals ein Wort darüber verlor. Aber man wusste ja nie, was man von sich auf andere übertragen konnte und bisher hatte ich da bei anderen im Schulalter eher das Gegenteil beobachtet... vielleicht war mir Emma doch ähnlicher als ich gedacht hatte.
Doch egal was ich hätte tun sollen, jetzt musste ich auf jeden Fall irgendetwas passendes sagen. Am liebsten hätte ich einfach angeboten, sofort wieder zu gehen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass das nun, wo wir uns bereits in einer Art Gesprächssituation befanden, in die Kategorie 'unhöflich' fiele. Ich spürte, wie meine Schweißdrüsen aktiv wurden, als ich unsicher sagte: "Ich... ich wollte nur sichergehen, dass alles in Ordnung ist...?" Es war halb eine Aussage, halb eine Frage. Wobei offensichtlich nicht alles in Ordnung war. "Körperlich, meine ich", spezifizierte ich deshalb rasch, in der Hoffnung, Emma würde es nicht allzu schlecht aufnehmen. Ich brauchte sie immerhin.

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Emma

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Re: Weg zur Eulerei

von Emma am 05.03.2023 19:22

Es war mehr als unrelasitisch, dass Arabella ankam, um spezifisch ihr, Emma, zu helfen oder sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, das war der Blondine bewusst, irgendwo im Hinterkopf jedenfalls. Aber unterschwellig bekam sie schon mit, dass sie sich in ihrer haut in der aktuellen Situation auch mehr als unwohl zu fühlen schien. Selbstverständlich war sie nur gekommen, weil offentlich irgendjemandem nicht wohl war. Aber sie immernoch hier, nachdem sie Emma in diesem erbärmlichen Zustand gesehen hatte und Em wieder einmnal nciht gerade die Ausgeburt der Höflichkeit hatte raushängen lassen und vor allem, obwohl sie sich unwohl zu fühlen schien. Allerdings, wer in einer solchen Situation würde das nicht. Es prickelte Emma also dementsprechend auf der Zunge, sie mit einem bissigen Kommentar zum Teufel zu jagen, ungeachtet, was das für ihre zukünftigen Pläne bedeuten möge. Doch im Moment hatte Emma einfach nicht die Kraft zu. "Mir geht es gut, danke der Frage." Schniefte sie und rieb sich über die Augen. Ihr Make-up musste inzwischen aussehen wie ein Panda oder Waschbär. Aufzustehen versuchte sie gar nicht erst, denn dafür fehlte es ihren Beinen ebenfalls an Kraft, also blieb sie nur sitzen und starrte auf den Boden vor ihren Füßen. "Ich hab nur schlechte Nachrichten von Zuhause erhalten." Erklärte sie, um etwas zu erklären, den ohne könnte der Anblick einen falschen Anschein erwecken, aber gleichzeitig, um so wenig wie möglich erzählen zu müssen, da sich Em noch nicht ganz sicher war, wie viel Arabella wissen sollte.

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Arabella

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Re: Weg zur Eulerei

von Arabella am 05.03.2023 20:12

Dass es Emma körperlich gut ging hatte ich bereits erwartet, seitdem sie gsich ganz normal bewegt und außerdem mit mir gesprochen hatte, insofern löste ihr Statement keine Welle der Erleichterung in mir aus. Dennoch war es gut, eine Bestätigung zu erhalten. Es war mir auch egal, dass ihr die Wimperntusche über die Wangen lief. Obwohl ich mich selbst stets bemühte präsentabel auszusehen und auch bei anderen in repräsentativen Situationen darauf achtete, fand ich die Fixierung unserer Gesellschaft auf das Äußere im Grunde genommen lächerlich.
Ich war also froh, dass ihr Make-Up das einzige an Emma war, das Schaden genommen hatte, fragte mich aber, warum sie noch immer auf dem Boden saß. Als sie meinte, sie habe schlechte Nachrichten von zu Hause erhalten, nahm ich zum ersten Mal die Papierschnipsel war, die auf dem Boden lagen. Einen solchen Ausbruch konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, aber er sprach dafür, dass es wirklich schlechte Nachrichten gewesen waren. Unverhofft spürte ich echtes Mitgefühl für Emma aufkommen. Hoffentlich war niemand gestorben oder so. "Das tut mir leid", sagte ich betreten. Wenigstens eine Antwort, die auf jeden Fall angebracht und auch ernst gemeint war. Ich wusste es jedenfalls besser als zu fragen, was genau passiert war, angesichts von Emmas Reaktion auf meine bloße Anwesenheit.

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Emma

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Re: Weg zur Eulerei

von Emma am 07.03.2023 19:42

Ein zaghaftes Lächeln legte sich auf Emma Gesicht. Ihre Beobachtungspielchen hatte ihr inzwischen zumindest dabei geholfen, andere in der Ernthaftigkeit ihrer Aussagen besser einschätzen zu können und Arabella schien ihre Worte wirklich ernst zu meinen. den gemeinen Gedanken, dass alles andere auch seltsam wäre, wenn jemand anderes so am Boden wäre, schob sie beseite. Keine Gemeinheiten jetzt, das hatte Ara nicht verdient, wo sie doch so ehrlich und für sie da war. Immerhin hätte sie sich mit Ems Aussage zufrieden geben können und gehen, wo klar war, das zumindest kein ernsthaftes körperliches Problem da war. "Danke." Nuschlete sie, da ihre Nase verschnupft und zu war, von dem ganzen Geheule. Sie schloss die Augen und lehte ihren Kopf an die Wand hinter sich. Nach einem tiefen Luftholen, oder Seufzer, je nachdem, wie man es sah, wandte sich Emma kurz dem Schulgebäude zu. Aber niemand schien bisher den Weg hierher vorzuhaben. Also sah sie wieder zu Arabella. "Wie stehst du eigentlich zu diesem....Meinungsstreit aufgrund jüngster unglücklicher Vorkommnisse?" Fragte die Blonde vorsichtig. Sie waollte schon gern dem Mädchen von ihren Neuigkeiten erzählen, sich die Trauer von der Seele reden. Allerdings wusste sie ja nicht, wo die andere stand und wollte weder fremde Ansichten ihre aufkommende Freundschaft zerstören lasse. Em war es grundsätzlich ja egal und übel nahm sie niemanden seine Ansichten, aber andere waren da vieleicht Parteiergreifender. Andererseits wollte sie Ara auch nicht langweilen.

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Re: Weg zur Eulerei

von Arabella am 09.03.2023 19:46

Ich war froh, dass Emma meine Beileidsbekundung gut aufzunehmen schien. Außerdem schien sie ihre Außenwelt wieder wahrzunehmen, denn offensichtlich blickte sie zum Schulgebäude um zu sehen, dass niemand in sichtbarer Nähe war. Ich nutzte die Gelegenheit, um kurz hinterherzugucken. Das Ergebnis erleichterte wahrscheinlich uns beide. Dementsprechend konnte ich auch darüber hinwegsehen, dass Emma immer noch auf dem Boden saß. Auf meinen persönlichen Handlungen beruhend hätte ich erwartet, dass sie langsam aufstand und es machte mich etwas nervös, dass wir uns noch immer so auf dem Präsentierteller befanden. Dennoch sorgte ich dafür, dass mein Gesichtsausdruck dies nicht widerspiegelte. Erstens waren wir immerhin vom Schulgebäude aus nicht sichtbar und zweitens befand sich Emma nach wie vor in einer schwierigen Lage.
In dieser Einschätzung fühlte ich mich bestätigt, als Emma mich zu einem Thema befragte, das scheinbar überhaupt nichts mit der Lage zu tun hatte. Die Frage war jedoch, ob sie sich damit tatsächlich nur ablenken wollte oder ob 'scheinbar' hier der Schlüssel war. Ich hatte genug Bücher gelesen, um zu wissen, dass Menschen manchmal etwas ausholten, um zum eigentlichen Thema zu kommen. Außerdem war das manchmal diplomatisch tatsächlich sinnvoller.
"Ich bin der Meinung, dass es auf beiden Seiten schlimme Verfehlungen gab", begann ich also, ehrlich auf Emmas Frage zu antworten. Was derartige Themen anging, war ich immer geradeheraus, vor allem, wenn meine Meinung wie in diesem Fall mit der Allgemeinheit übereinstimmte. (Ich hielt meine Meinungen immer für vernünftig, lediglich die Allgemeinheit ließ sich manchmal durch emotionale Befindlichkeiten von der Rationalität abbringen.) "Einerseits sehe ich eine klare rassistische Einfärbung in den Gesetzvorschlägen der Anti-No-Maj-Bewegung. Einige Vertreter forden ja sogar, No-Majstämmige nicht mehr über ihre magischen Fähigkeiten aufzuklären oder sie aus ihren Familien zu nehmen, sobald diese zu Tage treten. Das halte ich für grausam und je nach vorgeschlagener Ausführung überhaupt nicht durchführbar, ebenso den Vorschlag, romantische Beziehungen zwischen Magischen und Nichtmagischen sowie Mischehen zu verbieten." Diesen Punkt nannte ich absichtlich zum Schluss, war er doch nur das Aushängeschild der Bewegung, worüber alle redeten, obwohl deren Forderungen in Wahrheit viel umfangreicher waren. Ich wollte, dass Emma wusste, dass ich das wusste. "Andererseits sind Attentate auf die Vertreter der Bewegung selbstverständlich unverhältnismäßig und auch nicht unbedingt zielführend, wenn man sich deren Heterogenität vor Augen führt. Weiterhin können derartige Gewaltakte natürlich dazu führen, dass die Anti-No-Maj-Bewegung im Vergleich gemäßigt erscheint, was zumindest auf große Teile davon nicht zutrifft", fuhr ich fort und gelangte dann zu meinem Fazit: "Insgesamt also zwei extreme Gruppen, deren beider Wirken gefährliche Auswirkungen haben könnte."

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