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Re: Weg zur Eulerei
von Arabella am 02.04.2023 21:21Als Emma dann bemerkte, es sei bestimmt unerwartet, sie so zu sehen, schoss es mir durch den Kopf, dass ich mich eventuell voreilig in Sicherheit gewiegt hatte. Dennoch schaffte ich es noch, meine Fassade aufrecht zu erhalten und nach kurzem Überlegen zu entgegnen: "Es gibt Situationen, die wohl jeden Menschen aus der Fassung bringen würden." Das war nun tatsächlich ein bisschen auswendiggelernt, ähnliche Statements fanden sich in vielen Büchern, die ich gelesen hatte. Ich war nie sicher, ob ich glauben sollte, was ich gerade gesagt hatte, doch gerade erschien es mir zunehmend wahrscheinlich. Denn ich glaubte Emma, dass sie sich sonst anders verhielt. Mit Sicherheit nicht immer so wie ich es für richtig befinden würde, aber doch oft genug.
Tatsächlich teilte ich auch ihre Wahrnehmung des sich langsam aufbauenden Vertrauens zwischen uns. Nicht, dass ich mir diese Situation gewünscht hätte, aber ich hatte nun Emmas verletzliche Seite gesehen und wusste etwas über sie, von dem sie wahrscheinlich nicht wollte, dass es publik wurde. Das gab mir einen Hauch Sicherheit, dass auch sie vertraulich damit umgehen würde, würde sie mich einmal in einem ähnlichen Zustand vorfinden. Ich brauchte diese Absicherung, um tatsächlich freundschaftliche Gefühle zuzulassen, auch wenn mir noch nicht bewusst war, dass ich das gerade tat.
Re: Weg zur Eulerei
von Arabella am 19.03.2023 15:51Da Emma allerdings nichts in diese Richtung sagte, konnte ich mich voll und ganz auf den Inhalt der Worte zu ihrem Bruder konzentrieren. Und der war auf jeden Fall besorgniserregend. Als sie erzählte, er liege im Krankenhaus, war ich gleichermaßen erschrocken und wütend, dass nur 10 Jahre nach dem letzten ideologisch motivierten Krieg (ja, ich war damals deutlich zu jung gewesen, um mich daran zu erinnern, aber ich hatte viel darüber gelesen) derartige Dinge geschahen. Ich empfand weniger Mitgefühl für den mir unbekannten Bruder (wer weiß, wie der in diese Situation geraten war) als vielmehr für Emma. Ich hatte zwar keine Geschwister, aber sollte ich derartige Nachrichten über meine Mutter erhalten... nicht auszudenken.
Obwohl ich also ehrliches Mitgefühl empfand, hatte ich keine Ahnung, was ich sagen sollte und blieb deshalb bei: "Das... tut mir wirklich sehr leid." Es war mir bewusst, dass ich mich damit wiederholte und ich verfluchte mich dafür. Eigentlich sollte Emma doch diejenige sein, die sich in dieser Situation unwohl fühlte. Aber ich traute mich nicht, irgendetwas anderes zu sagen, um sie nicht zusätzlich zu verletzen. Aber ich konnte auch nicht wie eine unempathische Steinsäule vor ihr stehen, also... Schließlich entschied ich mich für: "Ich hoffe, es geht ihm bald wieder besser." Das entsprach immerhin der Wahrheit und ich hoffte, dass man mir das auch anhörte. Immerhin konnte ich noch auf ihre Frage antworten mit einem unsicheren "Das.. ist wirklich kein Problem." Es mochte etwas förmlich klingen, aber ich wusste nicht wirklich, wie man es in einer derartigen Situation besser formulieren konnte. Es war das erste Mal, dass jemand mir derart Privates von sich erzählte.
"Willst du... ähm... willst du vielleicht ein Taschentuch?", fragte ich, immer noch stark verunsichert, in dem Versuch, irgendetwas Hilfreiches anzubieten und zog gleichzeitig eines aus meiner Umhangtasche. Immerhin hatte Emma gerade geweint und klang, als sei ihre Nase noch immer etwas verstopft davon, da kam es mir relativ sicher vor, ein Taschentuch anzubieten.
Re: Große Halle [Willkommensfeier]
von Arabella am 19.03.2023 14:43Sein verunsicherter Blick, als mein Tonfall kurz etwas kühler wurde, berührte mich nicht sonderlich. Allein die Tatsache, dass er es für möglich hielt, mich 'verarscht und sich nie wieder gemeldet' zu haben, machte ihn unsympathisch. So ging man nicht mit seinen Mitmenschen um, egal in welchem Alter. Wäre es allein um eine romantische Liaison gegangen, wäre das zwar trotzdem fragwürdig, aber gut - ich gehörte tatsächlich eher zu jenen Dreizehnjährigen, die auch mal für zierliche Fünfzehnjährige gehalten werden konnten als denen, die noch regelmäßig mit Elfjährigen verwechselt wurden.
Koljas Anmerkung, er 'schlafe oder trinke' meistens auf den Veranstaltungen der Internationalen Magischen Vereinigung erklärte nicht nur, warum ich ihn jahrelang nicht mehr im offiziellen Bereich angetroffen hatte, sie bestärkte auch meinen Eindruck, dass er sein Leben eindeutig nicht ernst genug nahm. Ich verstand ja zu einem gewissen Grad, wenn jemand sich in diesen Kreisen nicht wohlfühlte und später lieber einen praktischeren Beruf ergreifen wollte, doch einen gewissen Respekt sollte doch jeder zeigen vor der wichtigsten internationalen diplomatischen Organisation in der magischen Welt. Das wäre eher gegeben, würde er gar nicht mehr zu den Dinners erscheinen. Wobei meine eigene Mutter das bei mir wohl auch nicht zulassen würde. Trotzdem, es war wohl nicht zu viel verlangt, sich einen Abend lang zusammenzureißen.
Trotz vorangegangener Überlegungen blieben mein Tonfall und Gesichtsausdruck dieses Mal ganz und gar höflich. Man sollte seine Feinde genau wie seine Freunde mit Bedacht wählen und Kolja Ivankov war es eindeutig nicht würdig. Aktuell schätzte ich ihn nicht als ernsthaft gefährlich ein und das war gut so.
"Genau", antwortete ich also höflich, nachdem ich einen Bissen Ofenkartoffel mit etwas Sour Cream zu mir genommen hatte, während Kolja sprach. "Ich finde, Ilvermorny hat durchaus seine Vorzüge", fuhr ich auf seine Frage, ob es mir gefiel, fort. "Die Bibliothek zum Beispiel ist sehr gut ausgestattet, besonders der Archivteil. Weiterhin empfinde ich Magisches Recht als sehr interessantes Fach. Und wie gefällt es dir?"
Ich war froh, dass wir uns endlich auf einigermaßen sicherem Boden befanden - immerhin hatte Kolja das Feingefühl besessen, eine unkomplizierte Smalltalkfrage zu stellen - und konnte nicht umhin, hinter meiner Fassade etwas neidisch zu werden, als ich sah, wie er völlig unbedarft einen großen Schluck Kirschsaft nahm, während ich an meinem Wasser nippte.
Re: Große Halle [Willkommensfeier]
von Arabella am 11.03.2023 15:13Ich schob den unangenehmen Gedanken an eine derart enge zwischenmenschliche Beziehung beiseite und antwortete: "Nein. Meine Mutter vertritt Belgien im internationalen magischen Rat, sie arbeitet also eng mit deinem Vater zusammen. Durch die alphabetische Nähe von Bulgarien und Belgien saßen unsere Familien einige Male nebeneinander bei den jährlichen Dinners." Dabei hatte ich den höflichen Tonfall nicht abgelegt, mein 'Nein' jedoch hatte tatsächlich einen leicht kühlen Unterton.
Re: Große Halle [Willkommensfeier]
von Arabella am 10.03.2023 20:25"Ich glaube, wir kennen uns bereits", offenbarte ich ihm also höflich. Bereits die Tatsache, dass er mich nicht erkannt hatte, sprach nicht gerade für sein Verantwortungsbewusstsein, doch es verstand sich von selbst, sich in Gegenwart anderer Botschafterkinder absolut tadellos zu verhalten. "Mein Name ist Arabella Pelletier", erinnerte ich ihn folglich. Ich wartete interessiert, ob er als Sohn des bulgarischen Botschafters wenigstens den Nachnamen der belgischen Botschafterin, meiner Mutter, erkannte.
Re: Weg zur Eulerei
von Arabella am 09.03.2023 19:46Re: Weg zur Eulerei
von Arabella am 05.03.2023 20:12Ich war also froh, dass ihr Make-Up das einzige an Emma war, das Schaden genommen hatte, fragte mich aber, warum sie noch immer auf dem Boden saß. Als sie meinte, sie habe schlechte Nachrichten von zu Hause erhalten, nahm ich zum ersten Mal die Papierschnipsel war, die auf dem Boden lagen. Einen solchen Ausbruch konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, aber er sprach dafür, dass es wirklich schlechte Nachrichten gewesen waren. Unverhofft spürte ich echtes Mitgefühl für Emma aufkommen. Hoffentlich war niemand gestorben oder so. "Das tut mir leid", sagte ich betreten. Wenigstens eine Antwort, die auf jeden Fall angebracht und auch ernst gemeint war. Ich wusste es jedenfalls besser als zu fragen, was genau passiert war, angesichts von Emmas Reaktion auf meine bloße Anwesenheit.
Re: Weg zur Eulerei
von Arabella am 05.03.2023 17:40Doch egal was ich hätte tun sollen, jetzt musste ich auf jeden Fall irgendetwas passendes sagen. Am liebsten hätte ich einfach angeboten, sofort wieder zu gehen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass das nun, wo wir uns bereits in einer Art Gesprächssituation befanden, in die Kategorie 'unhöflich' fiele. Ich spürte, wie meine Schweißdrüsen aktiv wurden, als ich unsicher sagte: "Ich... ich wollte nur sichergehen, dass alles in Ordnung ist...?" Es war halb eine Aussage, halb eine Frage. Wobei offensichtlich nicht alles in Ordnung war. "Körperlich, meine ich", spezifizierte ich deshalb rasch, in der Hoffnung, Emma würde es nicht allzu schlecht aufnehmen. Ich brauchte sie immerhin.
Re: Weg zur Eulerei
von Arabella am 01.03.2023 21:57Einige Meter entfernt von mir an der Hauswand befand sich ein Bündel aus himmelblau und cranberryrot, kein Stück Gesicht zu sehen, aber deutlich sichtbar und schwer atmend. Eine Mitschülerin oder ein Mitschüler also, das erkannte ich auf den ersten Blick. Das größere Problem war allerdings, was ich auf den zweiten Blick zu erkennen glaubte: einige wohlbekannte, allerdings ungewohnt wirre, lange blonde Haarsträhnen, die zwischen dem Stoff des Umhanges hervorblitzten. Falls ich richtig lag, waren somit alle meine Chancen dahin, möglichst unbemerkt zu verschwinden, nach meiner sicherlich geräuschvollen Vollbremsung konnte ich mir das bei dieser Person auf keinen Fall leisten. Außerdem musste ich sicher gehen, dass sie nicht verletzt war, schließlich hatte sie (vor Schmerz?) geschrien.